Vor langer Zeit, meinte mein Vater einmal, als Lkw-Fahrer findest Du immer was (also arbeitsmäßig betrachtet).
Damals hielt ich diese Aussage für ein „trommeln“, inzwischen muss ich ihm aber recht geben. Sicherlich muß man stark unter den vielen potentiellen Arbeitgebern sieben, die meisten Firmen sind einfach nur, Müll, aber doch ja, es gibt auch vernünftige Speditionen.
Vor einigen Wochen hatte mir ein Fahrer einer Kasseler Spedition gesagt, dass sein Chef Fahrer sucht. Nicht, dass mich das jetzt sonderlich interessiert hätte, aber ich bin eben wißbegierig, und so fragte ich, wie hoch der Lohn wäre.
1.700,00 Euro brutto, das war die Antwort, jedenfalls im Nah-Verkehr, im Fernverkehr würde mehr gezahlt werden, da bewegt sich das so um die 2.000,00 Euro, jeweils zzgl. Spesen versteht sich.
Im großen und ganzen habe ich da auch nicht weiter darüber nachgedacht, denn in den Fern-Verkehr will ich eigentlich nicht wirklich und warum sollte ich den Arbeitgeber wechseln, wenn sich der Lohn verschlechtert? Und jetzt soll mir keiner damit kommen, dass das Fahrzeug moderner wäre, das wäre für mich nun wirklich der letzte Grund zu wechseln.
Heute jedoch habe ich von einem Kollegen erfahren, was er so im Fern-Verkehr verdient, da kam mir das damalige Gespräch wieder in den Sinn.
Als das BerufsKraftFahrer Qualifikationsgesetz in Kraft getreten ist, hatte ich die Hoffnung, dass sich die Lage für die Kraftfahrer, auch und vor allem bei der Bezahlung, verbessern würde. Bis lang kann ich eine Verbesserung eigentlich nicht feststellen, eher das Gegenteil ist der Fall, aber vielleicht kommt das ja noch.
Bis es soweit ist, heißt es wohl, warten und weiter „sieben“.
Mir wurde mal vor vier Jahren eine Stelle im Fernverkehr angeboten. Strecke Köln/Eifeltor – England – Frankreich als Linie für 1600,- € brutto plus Spesen. 😐 Heute arbeite ich als Auslieferungsfahrer im Kölner Raum und fahre einen 7,5 to Atego – mir egal. Hauptsache ich verdiene über 2000,- € brutto und mache im Schnitt nicht mehr als 200 Stunden. Die Überstunden werden extra bezahlt.
Davor fuhr ich einen 40 to Zug bei einem Holzgroßhändler regional, also im Radius von ca. 200 km. Da verdiente ich inklusive Überstunden ca. 1900,- € Netto.
Ich finde zwar gut das es immer weniger Grenzen gibt in Europa doch das der Wettbewerb so extrem verzerrt wird durch die Billiglöhne im Osten bricht uns Fahrern das Genick.
Man sollte aber auch nicht immer nur auf das Bargeld schielen. 1.700 Euro Brutto können viel sein wenn der Arbeitgeber zusätzlich noch weitere Sachen bezahlt. Ich verdienen brutto zwar mehr, bekomme aber nicht jeden Tag Spesen. Auch werden bei uns die Fortbildungsmaßnahmen nicht (mehr) bezahlt.
Wenn der Arbeitgeber also den vermeintlich niedrigen Lohn durch Zusatzleistungen wie Fortbildungskurse (ADR, BkrQFG, usw) oder Sachleistungen wie Tankgutscheine aufstockt, kann das auch ein interessantes Angebot sein. Im Grunde muss auch immer das Gesamtpaket stimmen. Ich hätte hier einen Job bekommen können bei dem ich im Monat irgendwas zw. 2.500 und 2.700 Euro Brutto verdient hätte. Kaum 10 Minuten Fahrtzeit zur Arbeitsstelle, 1 mal im Monat frei Tanken an der Betriebstankstelle, Fortbildungskurse usw. werden bezahlt, modernes Fahrzeug (MAN TGS 26.560). Aber kein Tag unter 12 Stunden, kein Arbeitsbeginn nach 6 Uhr, immer mit 1 Bein im Gefängnis (Überladung, Lenkzeiten, usw), Mitarbeit in anderen Bereichen wenn die Lenkzeit ausgereizt ist ect pp.
Nein danke. Ich arbeite um zu leben. Ich lebe nicht um zu arbeiten.
@Luigi: Hallo Erstmal! 🙂
Das Gerede von dem ‚einen‘ Europa, ich kann es bald nicht mehr hören 😐
Das die Kollegen aus dem Osten, ein Problem darstellen, ist zwar so gesehen richtig, aber auch ein Problem, der europäischen Politik, wie ich finde.
@Ralf: Ich schiele nicht auf das Geld ;), aber in dem Fall (Nah für 1.700,00 Euro) ist nichts drin, selbst Überstunden werden bis dato wohl nur sehr halbherzig vergütet… Oder wie sagte mir vorhin ein Fahrer dieser Spedition: „Jetzt habe ich dem Alten schon 2 Stunden geschenkt….“ 🙁